đ€ Peer-Power statt Hierarchie: Wie wir Betroffene besser integrieren
12.11.2025
đ§ Kurzfassung Schizophrenie-Betroffene landen in Klinik und Gesellschaft oft auf der âuntersten Stufeâ der sozialen Hierarchie. Unser GesprĂ€ch drehte sich darum, wie Peer-AnsĂ€tze, tagesstrukturierte Orte und echte Teilhabe Stigma abbauen und StabilitĂ€t fördern.
đ§± Problem: Hierarchien & Stigma
- Dominanz von Kontrolle, Sicherheit und Leistungslogik fĂŒhrt zu Ausgrenzung statt Integration.
- Betroffene werden als âunberechenbarâ markiert â das mindert WĂŒrde, Selbstwirksamkeit und soziale Chancen.
- Folge: soziale Verarmung, RĂŒckzug, schlechtere GesundheitsverlĂ€ufe.
đ€ Lösung: Peer-gestĂŒtzte Angebote
- Peers (Genesungsbegleiter:innen) bringen GlaubwĂŒrdigkeit, Hoffnung, Coping-Skills und BrĂŒcken in den Alltag.
- Wirksam, weil horizontal (auf Augenhöhe), niedrigschwellig und ressourcenorientiert.
đ„ Beispiel: Tagesklinik als sozialer Anker
- Positives Beispiel: gemeinsames Kochen, Einkaufen, Kunst-/Ergotherapie, Gruppenstruktur fĂŒr einige Stunden tĂ€glich.
- Wirkung: Routinen, soziale Bindung, Psychoedukation â ohne Vollzeit-Ăberforderung.
đ§© Bausteine eines wirksamen Programms
- Tagesstruktur 4â6 h/Tag: Kochen, Bewegung, kreative Arbeit, Psychoedukation.
- Peer-Teams in jeder Gruppe (Co-Moderation mit Fachpersonen).
- Gesundheitskompetenz: ErnÀhrung, Schlaf, Stress, Medien, Medikamente verstehen.
- Sozialnavigation: Wohnen, Finanzen, Arbeit, Rechtsfragen â mit echter Begleitung.
- Familien-/Netzwerkarbeit: Angehörige schulen, Dialog fördern.
- Antistigma-Module: öffentliche Workshops, Begegnungsformate.
đ Messbar machen (KPI-Ideen)
- Teilnahmeraten, RĂŒckfall-/Rehospitalisationsquote, Notfallkontakte.
- Selbstwirksamkeit, LebensqualitÀt, soziale Teilhabe (Freundeskreis, Vereine, Arbeit).
- Zufriedenheit von Betroffenen & Angehörigen.
- Vermitteltes Peer-Stundenvolumen und Anzahl absolvierter Peer-Trainings.
đïž Was TrĂ€ger & Politik tun können
- Peer-Stellen finanzieren (tarifiert, nicht ehrenamtlich).
- Tageskliniken 2.0 fördern: Therapie + Lebenspraxis + Community.
- Leistungsindikatoren auf Teilhabe ausrichten (nicht nur Risiken).
- Kooperationen mit Gemeinden, Vereinen, Bildungswerken.
𫶠Was Angehörige & Community tun können
- RegelmĂ€Ăige, planbare Kontakte statt âad hocâ-Hilfe.
- Einladung in GruppenaktivitÀten (Kochen, Sport, Kultur).
- Ressourcen betonen: Talente sichtbar machen, kleine Rollen/Verantwortungen bieten.
đ Vision: Von Kontrolle zu Vertrauen
Weniger âtop-downâ-Hierarchien, mehr gemeinsame Verantwortung: Klinik, Peers, Familie, Kommune. Ziel ist Teilhabe als Standard, nicht als Ausnahme.
â Fazit
Integration gelingt, wenn wir Peers stĂ€rken, tagesstrukturierte Orte ausbauen und soziale Kennzahlen ernst nehmen. So wird aus Hierarchie Haltung â und aus Stigma SolidaritĂ€t.